Die Kammer by John Grisham

Die Kammer by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
ISBN: 9783455024944
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1994-01-02T00:00:00+00:00


25

Wenn Baker Cooley und die anderen Anwälte in der Kanzlei in Memphis überhaupt über Adams plötzliche Entlassung und ihre schnelle Annullierung Bescheid wußten, so ließen sie es sich nicht anmerken. Sie behandelten ihn wie immer, was hieß, daß sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten und sich von seinem Büro fernhielten. Sie waren nicht unhöflich, denn er kam schließlich aus Chicago. Sie lächelten, wenn sie dazu gezwungen waren, und sie schafften es, auf den Fluren ein paar belanglose Worte von sich zu geben, wenn Adam in der rechten Stimmung dazu war. Aber sie waren Firmenanwälte mit gestärkten Hemden und gepflegten Händen, die es nicht gewohnt waren, mit dem Schmutz und Dreck der Strafverteidigung in Berührung zu kommen. Sie gingen nicht in Untersuchungsgefängnisse oder Haftanstalten, um mit Mandanten zu reden, und sie schlugen sich auch nicht mit Polizisten und Anklägern und unberechenbaren Richtern herum. Sie arbeiteten fast ausschließlich an ihren Schreibtischen und an Konferenztischen aus Maha goni. Ihre Zeit verbrachten sie im Gespräch mit Mandanten, die es sich leisten konnten, ihnen für ihre Ratschläge etliche hundert Dollar pro Stunde zu zahlen, und wenn sie nicht mit Mandanten sprachen, dann hingen sie am Telefon oder saßen beim Lunch mit anderen Anwälten, Bankiers und Versicherungsmanagern.

Schon jetzt hatte genug in den Zeitungen gestanden, um in der Kanzlei Ressentiments auszulösen. Den meisten Anwälten war es überaus peinlich, wenn sie lesen mußten, daß der Name ihrer Firma mit einem Menschen wie Sam Cayhall in Verbindung gebracht wurde. Die meisten von ihnen hatten keine Ahnung, daß er sieben Jahre lang von Chicago vertreten worden war. Jetzt stellten Freunde Fragen. Andere Anwälte machten spöttische Bemerkungen. Ehefrauen wurden beim Tee im Garden Club geschnitten. Angeheiratete Verwandte interessierten sich plötzlich für ihre juristische Laufbahn.

Sam Cayhall und sein Enkel waren für die Anwälte in Memphis sehr schnell zu einer überaus unerfreulichen Angelegenheit geworden. Aber sie konnten nichts dagegen tun.

Adam spürte das, aber es kümmerte ihn nicht. Es war ein provisorisches Büro, gerade richtig für weitere drei Wochen und hoffentlich nicht einen Tag länger. Er trat am Freitagmorgen aus dem Fahrstuhl, ignorierte die Empfangsdame, die plötzlich vollauf mit dem Aufstapeln von Zeitschriften beschäftigt war, und sprach mit seiner Sekretärin, einer jungen Frau namens Darlene, und sie gab ihm eine Telefonnachricht von Todd Marks von der Memphis Press.

Er nahm den rosa Zettel mit in sein Büro und warf ihn in den Papierkorb. Dann hängte er seinen Mantel auf einen Kleiderbügel und ging daran, seinen Schreibtisch mit Papieren zu füllen. Da waren seitenweise Notizen, die er sich während der Flüge nach Chicago und zurück nach Memphis gemacht harte, ähnliche Schriftsätze, die er sich aus Goodmans Akten entliehen hatte, und dutzendweise Kopien von neueren Entscheidungen der Bundesgerichte.

Bald war er in eine Welt aus juristischen Theorien und Strategien versunken. Chicago war nur noch eine Erinnerung, die schon jetzt immer blasser wurde.

Rollie Wedge betrat das Gebäude an der Brinkley Plaza durch den Haupteingang an der Mall. Er hatte an einem Tisch eines Straßencafes geduldig gewartet, bis der schwarze Saab auftauchte und in ein nahegelegenes Parkhaus abbog. Er trug ein weißes Hemd mit Krawatte, eine Leinenhose und bequeme Slipper.



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